1. Was sagt die Note aus?
In der Nomenprüfung findet man die typische Aufgabe "Unterstreiche alle Nomen braun." Max Muster findet alle Nomen und übermalt sie. Die Lehrerin zieht pro richtiger Aufgabe 1/2 Punkt ab, weil die Aufgabe nicht korrekt gelöst wurde. Dieses ungenaue Lesen kostet Max ungefähr eine halbe Note.
Welche Aussage soll die Note einer Nomenprüfung machen?
2. "Wie sag ich's meinem Kinde"
Unser Lateinlehrer am Gymnasium war die Inkarnation eines Altsprachen-Lehrers: sehr kompetent, von seinem Fach begeistert, trocken-verstaubt und humorbefreit. Wenn er Prüfungen zurückgab, äusserte er bei mir oft mit säuerlicher Miene und lapidar: "Könnte besser sein." Da meine Noten in Latein selten im grünen Bereich waren, hatte er damit sicherlich recht.
Intuitiv kannte ich damals wohl schon die Formel für schulische Leistung
L = Wollen x Können x Möglichkeit
Deshalb habe ich mir über seine wenig förderlichen Worte keinen Kopf gemacht. Ich wusste, dass ich vor allem an der Stellschraube 'Wollen' drehen müsste.
Das traf auch auf das Fach Französisch zu. Auch dieser Lehrer hatte eine spezielle Art Prüfungen zu retournieren. Er hatte den Stapel der Klausuren säuberlich nach Noten vorsortiert und verteilte die Blätter der Reihe nach, beginnend mit den Besten. Da ja alle Schüler*innen reflexartig a) die Note erkennen und sie b) mit dem Nachbarn vergleichen, wusste man schon im Voraus, was auf einen zukommt. Wenn man schon "4" im Getuschel wahrgenommen hatte und noch nicht im Besitze seiner Arbeit war…
Ich fand das damals nicht sehr feinfühlig. Vielleicht hat er aber auch nur das gewollte, system-immanente Konkurrenzverhalten transparent gemacht.